Interview mit Nicolae Ghita - Nationaltrainer Freistil
Autor Falko SwissWrestling Medien
Wie geht es Dir in der jetzigen Phase mit den Corona-Massnahmen?
Ich bin zu Hause in der Nähe von Freiburg (Deutschland), Familie ist gesund,
Haus und Garten beschäftigen mich.
Nachdem ich Mitte März aus Moldawien zurückkehrte, bewege auch ich mich
nur sehr wenig aus dem häuslichen Umfeld. Mein Hund „nötigt“ mich dann doch
auch das Haus zum Gassi gehen regelmäßig zu verlassen, aber da bin ich im Wald
unterwegs ohne großen menschlichen Kontakt. Alle sollten sich durch die veröffentlichten
Vorsichtsmaßnahmen mit der Gemeinschaft solidarisch zeigen und die Anderen
dadurch in ihrer Gesundheit schützen.
Wie läuft die jetzige Kommunikation zwischen Dir, den Ringern und
dem Verband ab?
Einmal in der Woche haben wir eine gemeinsame Videokonferenz mit STAFF,
Elite und U23-Ringern. Zudem bin ich ein bis zweimal in der Woche in Einzelchat
mit den Athleten. Die Sportler schicken Videos, die werden begutachtet, wir stellen
Fehler ab und passen das Training entsprechend an. Jeder Ringer hat seinen
Trainingsplan - es funktioniert gut.
Wie ist der momentane Zustand der Elite-Freistilringer?
Alle Ringer sind gesund, das ist für mich sehr wichtig und gut. Wenn
alle weiterhin gesund bleiben, haben wir im Rahmen der Möglichkeiten beim
Training keine Probleme. Sie sind trotz dieser Situation auch hoch motiviert
und das begeistert auch mich immer wieder. Alle trainieren fleißig weiter und
durch die heutigen modernen Medien können wir trotz dieser Krise weiterarbeiten.
Training ist nichts anderes wie kontinuierliches Arbeiten an Kraft, Ausdauer
und an der Technik.
Wir wissen, dass bis Ende Juni international kein Turnier stattfinden wird.
Die olympischen Qualifikationsturniere wurden um ein Jahr verschoben und finden
2021 beim gleichen Ausrichter wie 2020 geplant statt. Die internationalen
Meisterschaften sind auf den Sommer bzw. Herbst geschoben. Die UWW wird hoffentlich
bald einen neuen internationalen Kalender veröffentlichen und dann haben wir
Gewissheit.
Wir sind bereit für die internationalen Turniere und dieses eine
zusätzliche Jahr bis Olympia werden wir nutzen, uns weiter voran zu bringen.
Wir behalten unsere Ziele im Fokus – Olympia kann kommen.
Kontakt halten auch länderübergreifend, ist das wichtig für Dich,
findet hier auch eine Kommunikation statt?
Ja, das ist sehr wichtig. Die anderen Länder, explizit die Trainer
haben absolut die gleichen Probleme wie wir hier. Auch sie schauen gespannt auf
die UWW-Mitteilungen, wie sich die internationale Lage entwickelt. Mit Russland,
Rumänien, Deutschland und Moldawien kooperieren wir bei Lehrgangsmassnahmen
sehr häufig, hier tauschen wir uns stetig aus.
Randy Vock hat die Eliteschmiede der Freistiler verlassen, dies
reist doch sicherlich ein großes Loch in den Kader, in der 61 Kg -
Gewichtsklasse?
Für mich ist dies sehr schade. Ich bin als Trainer aber auch von Haus
aus Optimist und er hat bis jetzt meine volle Unterstützung. Er ist dieses Jahr
26 Jahre alt geworden, also immer noch ein junger Athlet. Seitdem ich das
Training übernommen habe, formten sich die Elite Einzelathleten als Mannschaft
zusammen. Jeder Einzelne stärkte das Team. Wir sind ein junges Team, mein Ziel
ist es weiter olympische Tickets zu holen, das ist sehr schwer, aber ohne Randy
noch schwerer. Wir werden im STAFF überlegen, wer das Loch füllen kann,
Anwärter haben wir schon im Blick, zu gegebener Zeit werden wir eine
Entscheidung treffen.
Wie siehst Du die Zukunft der Freistil-Kader?
2017 habe ich mit drei Elite-Ringern angefangen eine Mannschaft neu
aufzubauen, heute haben wir 2020 und die Geschichte gibt uns Recht, mit Randys
EM-Bronzemedaille und Stefans WM-Bronzemedaille sowie Sämis EM-Silbermedaille
den richtigen Weg beschritten zu haben.
Was wünschst Du dir?
Mein größter Wunsch ist momentan, alle sollen gesund bleiben, dann kann jeder sein gewohntes Leben weiterführen. Wir müssen lernen, dass gesund zu sein ein Privileg ist.
[Foto: Nicolae Ghita Mitte April in der Nähe von Freiburg]